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Montag, 1. September 2014

7. Sept. 2014 - Der "Münchner Barock" Carl Hocheders & Hans Grässels (10. Forma-Tour)

Die 10. Forma-Tour, zugleich die dritte Radltour, soll sich dem Münchner Barock um 1900 widmen, was sicherlich sehr interessant und abwechslungsreich werden dürfte.

Karl bzw. Carl Hocheder (1854-1917) ist einer der Hauptvertreter der Bayerischen Architektenschule und der Moderne in München um 1900. Er war Schüler des wohl bedeutendsten Architekturlehrers und Architekten der 2. H. d. 19. Jh.s in Bayern, Friedrich von Thiersch, der den Justizpalast zunächst in Renaissance-, dann in Barockformen plante und somit den ersten barocken Monumentalbau der Gründerzeit verwirklichte. Hocheder versuchte von dieser Schule ausgehend seinen eigenen typisch Münchnerischen, malerischen Barock zu finden, den sog. "Hocheder-Barock". Als sein Hauptwerk gilt das Müller'sche Volksbad. Publiziert hat er um 1900 insb. ein paar Aufsätze über die malerische Bildwirkung von Architektur, z. B. "Konvexe und konkave Formen der Baukunst" (1902) sowie "Baukunst und Bildwirkung" (1903). Seine ästhetische Gesinnung lässt sich an den erhaltenen Gebäuden gut ablesen. Die Begegnung mit dem Original soll daher im Fokus der Radltour stehen.

"Die Badeanstalt ist anfangs eine freudlose Angelegenheit [...] bis Karl Hocheder (1854-1917) dem Müllerschen Volksbad in München den Charakter eines heiteren, ins Grüne gebetteten Schlößchens gibt." (Dresdner, Hamburger dann Kölner Stadtbaurat Fritz Schumacher, 1935).

Hans Grässel (1860-1939) könnte man wohl als einen der Münchnerischsten unter den Münchner Architekten bezeichnen. Er war zusammen mit Hocheder unter/mit Theodor Fischer im Münchner Bauamt tätig und 1920-28 schließlich selbst Münchner Stadtbaudirektor. Wie Hocheder und Fischer baute auch er im frühen 20. Jh. überwiegend kommunale, öffentliche Versorgungsanstalten, insb. Schulen. Berühmt wurde er mit seinem international beachteten dezentralen Friedhofskonzept. Die großen Friedhöfe Münchnes in allen Himmelsrichtungen und deren Gebäude gehen auf ihn zurück. Neben zahlreichen Schriften über seine einzelnen Projekte ist insb. der Vortrag "Die Erhaltung des Charakters der Stadt München" zu nennen, den er am 11. Januar 1917 im Münchner Architekten- und Ingenieur-Verein gehalten hat und der als Sonderdruck der "Süddeutschen Bauzeitung" publiziert wurde.

"[Die städtischen Neubauten in München] lassen auch ohne Weiteres erkennen, wie neben einer gewissen gemeinsamen Grundstimmung - dem Münchener Lokalton - die Individualität der drei Architekten, [...] Karl Hocheders, Hans Grässels, Theodor Fischers - deutlich heraustritt." (Richard Streiter, 1899).

Sowohl Grässels als auch Hocheders Bemühungen galten dem Erhalt des Charakters der Stadt München, seiner Gemütlichkeit und Behaglichkeit. Die Auswirkungen der Großstadt sollten hygienisch und ästhetisch gemildert werden um die Identifikation mit der Stadt langfristig sicherzustellen und eine Versorgung aller Erweiterungsgebiete in jeglicher Hinsicht zu sichern. Daher fügen sich ihre Bauten perfekt in das malerische Stadtplanungskonzept Theodor Fischers ein, das 1904 in der berühmten "Staffelbauordnung" seine fulminante rechtliche und künstlerische Fixierung gefunden hat. Im vorletzen Jahr haben wir uns per Rad zahlreiche der wichtigsten Gebäude Fischers in München anlässlich seines 150. Geburtstages angesehen (Elisabethschule, Erlöserkirche, Wittelsbacherbrücke, Gebsattelbrücke), im letzten Jahr dann anlässlich des 100. Todestages Gabriel von Seidls (Forma-Gabriel von Seidl-Gedächtnis-Radltour), eine Auswahl seiner wichtigsten Bauten (Bay. Nationalmuseum, Künstlerhaus, Stachusrondell, St. Rupert). Sicherlich wird es nun möglich sein Vergleiche zum, bereits durch den Jugenstil geprägten OEuvre Grässels und Hocheders zu ziehen und der Frage der Barockrezeption nachzugehen.

Bemerkung zur Gebäudeauswahl: Freilich gibt es viel mehr neobarocke Gebäude in München als man an einem Tag anschauen kann. Daher befasst sich die Tour nur mit den Bauten von Carl Hocheder und Hans Grässel; Architekten wie Thiersch u.v.a. bleiben weitgehend außen vor - Beifang jedoch nie ausgeschlossen. Die Gebäudeauswahl legt folgenden groben Programmablauf nahe:
- Altstadt: Marienplatz-Nähe, insb. Graggenauer u. Anger-Viertel
- Isar: Müller’sches Volksbad, Muffatwerk
- Obergiesing: St. Martin-Spital, Ostfriedhof
- Rund um den Alten Südl. Friedhof: Hauptfeuerwache, Arbeitsamt, Thomasbräu
- Schlachthofviertel und weiteres an der Theresienwiese
- Nach Norden in Richtung Nymphenburg: Dom-Pedro-Platz mit dem Heilig-Geist-Spital, ggf. St. Theresia und Westfriedhof
- Richtung Nordbad: Wehramt (heute: Stadtarchiv)

Treffpunkt: Südeingang der Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt mit Blick auf den Chor von St. Peter. Nach einer kurzen Einführung werden wir uns zunächst das Sparkassengebäude ansehen.

Termin: Bei schlechtem Wetter wird frühzeitig ein Alternativtermin festgesetzt, wohl in der zweiten Hälfte der darauffolgenden Woche (10., 11., 12.9.).
Wetter, das zum Verschieben um eine Woche Anlass geben würde, wäre: Regen, Sturm, Schnee, Hagel, Schlimmes erahnen lassende dicke Wolken, dichter Nebel und/oder unter 10 Grad. Wenn es also beispielsweise 14 Grad hat, nicht regnet und Aussicht auf sonnige Abschnitte besteht, dann findet die Tour statt.

Hinweis: Bitte für den Notfall Regensachen mitnehmen. Bei schlimmeren Regenschauern gehen wir wo rein. Evtl. Kleingeld für Kirchenführer u. Ä. einplanen. Schaut, dass Euere Fahrräder fitt sind.

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